10.12.2021 Marburg. Das übergeordnete Ziel des Flüchtlingsberatungsnetzwerks BLEIB in Hessen II ist die arbeitsmarktliche Integration und Förderung von Geflüchteten.
„Im Mittelpunkt steht hier natürlich die Arbeitsmarktintegration oder genauer gesagt die Unterzeichnung eines Arbeits- bzw. Ausbildungsvertrags oder die Aufnahme in eine weiterführende Schule. In unserer Beratung versuchen wir, wenn möglich, in Beschäftigungsverhältnisse mit guten Arbeitsbedingungen zu vermitteln. Bei prekären Arbeitsstellen beraten wir die Geflüchteten meist weiterhin,“ so Lydia Koblofsky, Koordinatorin des Netzwerks beim Mittelhessischen Bildungsverband e.V. (MBV).
Im Mittelpunkt steht die Arbeitsmarktintegration
„Wir sehen unsere Beratung als Prozess und begleiten die Ratsuchenden Schritt für Schritt auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt, wenn gewünscht auch nach Berufseintritt,“ ergänzt die Kollegin Tina Martinson von Arbeit & Bildung e.V.
Die Ziele des Netzwerkes hat sich der Verein für Bildung und Beratung (VBB) als Mitglied im BLEIB-Netzwerk genauer angeschaut. In einer Zufriedenheitsbefragung wurden zehn qualitative Interviews mit Ratsuchenden, Unternehmensvertreter*innen und Teilnehmenden von BLEIB-Schulungen durchgeführt.
Gelobt wurde Erfahrung der Berater*innen und freundliche Atmosphäre
Die befragten Ratsuchenden sehen ihre Erwartungen an die Beratung klar erfüllt. Alle beurteilen die Beratung als erfolgreich. Hierzu gehört die Beratung zur Arbeitsplatz- oder Ausbildungssuche, zu Sprachkursen, dem Erhalt von Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, zu Hilfen bei Bewerbungen und Lebensläufen sowie Dokumenten und Anträgen. Besonders gelobt wurde die Erfahrung der Berater*innen und die professionelle und freundliche Beratungsatmosphäre. Die befragten Ratsuchenden waren über längere Zeiträume, zum Teil mehrere Jahre in der Beratung und haben sehr viele Gesprächstermine wahrgenommen. Dies verdeutlicht den Ansatz der prozesshaften und langfristigen Begleitung und Beratung von BLEIB in Hessen II.
Ähnlich positiv äußerten sich Personalverantwortliche in Betrieben über das Beratungsangebot des Netzwerkes und über ihre neuen Mitarbeitenden mit Fluchthintergrund. Ansprechbarkeit und Hintergrundunterstützung der BLEIB-Berater*innen empfanden sie als hilfreich. Alle befragten Unternehmen würden weitere Menschen mit Fluchterfahrung einstellen. Und auch Teilnehmende von Workshops vergeben gute bis sehr gute Noten.
Beratung zur Aufenthaltssicherung, Arbeitsrechten und sozialer Integration wichtig
Die Befragung zeigt aber auch Verbesserungspotential auf: So ist nur bei der Hälfte der Ratsuchenden der Aufenthalt in Deutschland gesichert, vier von sechs hatten zum Zeitpunkt der Befragung noch keine unbefristete Aufenthaltserlaubnis oder befanden sich noch im Asylverfahren. Das zeigt, dass die Beratung zur Aufenthaltssicherung unbedingt fortgesetzt werden muss. Außerdem kritisierten die Geflüchteten, dass zu viele Zeitarbeits- und damit ungesicherte Arbeitsverhältnisse aufgenommen würden.
Mehr Beratungsbüros in Hessen gewünscht
Auch die Lebensverhältnisse haben sich nicht für jeden verbessert. So wird zum Beispiel von einem Teilnehmenden genannt, dass er nach wie vor kein Internet und keine Privatwohnung habe. BLEIB in Hessen II wird in der Beratung weiterhin Wert auf die Aufklärung über Arbeitsrechte und gute Arbeitsbedingungen legen.
Die Nachfrage nach Beratung ist nach wie vor hoch. So wünschen sich einige Befragte mehr Beratungsbüros in weiteren Regionen Hessens. Bisher berät das BLEIB-Netzwerk in sieben hessischen Landkreisen und Städten. Zusätzlich beraten die Netzwerkpartner IdEE im Landkreis Hersfeld-Rotenburg und IvAF_FFM in Frankfurt. Betriebe würden gerne mehr Förderung bei der Einstellung von Geflüchteten bekommen und nennen auch eine betrieblich finanzierte Sozialarbeit als mögliche Unterstützung.