22. November 2018

Marburg und Schwalm: Geflüchtete Frauen brauchen besondere Ansprache

26. Oktober 2018. Viele Integrationsprogramme für Geflüchtete werden noch zu wenig von geflüchteten Frauen genutzt, so eine aktuelle OECD-Studie. Danach brauchen Frauen mit Fluchthintergrund in Deutschland länger als in anderen europäischen Staaten, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Anlass für den Mittelhessischen Bildungsverband e.V., im Rahmen eines Fachgespräches von BLEIB in Hessen II mit den Geschäftsleitenden der Netzwerkpartner dieses Thema aufzugreifen. Die Fachleute sagen einhellig: es braucht eine besondere Ansprache der Frauen.

Gemeinsam mit der Expertin von beramí e.V. Corinna Zahrt-Omar, die in Frankfurt das Projekt ComIn women betreut, werden Hürden und erfolgreiche Wege diskutiert. So ist es wichtig, Vertrauen zu den Frauen zu gewinnen, zum Beispiel durch gemeinsame Aktivitäten wie kochen oder gemeinsames gestalten. Auch das Andocken an andere bereits bestehende Angebote für geflüchtete Frauen kann den Zugang erleichtern. So können grundlegende Informationen zum Arbeitsmarkt leichter vermittelt werden.

Die BLEIB-Beratung in der Schwalm praktiziert in genau dieser Form mit gutem Erfolg. Die BLEIB-Beraterin bei Arbeit und Bildung e.V. in der Schwalm Sabine Feisel arbeitet die Hälfte ihrer Arbeitszeit bei BLEIB in Hessen II. Mit der anderen Hälfte ist sie im Projekt „WIR Flüchtlingsfrauen in der Schwalm“ tätig, das durch Landesmittel gefördert wird. Hier treffen sich zwölf geflüchtete Frauen vier Mal die Woche, um zusammen zu nähen, zu basteln und zu kochen. Die Beraterin lernt die Situationen der Frauen kennen und lädt sie dann, wenn eine berufliche Beratung erforderlich bzw. gewünscht ist, zu einer BLEIB-Beratung ein. „Es ist häufig eine große Hürde für die Frauen, aus Eigeninitiative in eine Beratung oder ein Angebot zu kommen“, sagt die Expertin Zahrt-Omar. In der Schwalm gibt es hier eine Lösung: Die Frauen werden vom Partnerprojekt zu den Treffen von zu Hause abgeholt und am Nachmittag wieder zurück gefahren. Auf diese Weise kommen in der Schwalm 40% Frauen mit Fluchtgeschichte in die BLEIB-Beratung.

BLEIB-Fachgespräche werden regelmäßig durchgeführt, um mit Unterstützung von Expert/innen zentrale Themen zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zu diskutieren und im Netzwerk voranzutreiben.