15. Juli 2022

Nachhaltige betriebliche Integration beginnt bei WESO direkt nach der Vertragsunterzeichnung

06. Juli 2022 Gladenbach. Wolfgang Hoffmann, Ausbildungsleiter der Eisengießerei WESO-Aurorahütte GmbH, lernte Sadeq Teymouri als Schlülerpraktikant kennen. Heute hat Sadeq bereits das erste Jahr seiner Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer hinter sich.

„Fachkräftemangel ist seit vielen Jahren auch bei WESO ein Thema. Die Zahl der Bewerbenden habe stark abgenommen“, so der Ausbildungsleiter. Dazu komme, dass es immer wieder junge Bewerber:innen gibt, die sich nach Vertragsunterzeichnung doch umentscheiden und die Ausbildung nicht antreten. Grund genug, diejenigen zu halten, die sich für die Ausbildung bei WESO entschieden haben.

Und zwar durch eine Reihe von Onboarding-Maßnahmen: „Bald nach Vertragsunterzeichnung gibt es einen Termin zur Anprobe der Arbeitskleidung. Das soll von Beginn an ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln. Außerdem veranstalten wir einen Kennenlernnachmittag, damit die neuen und deren Eltern ein Gefühl dafür bekommen, was sie erwarten können, das schafft Sicherheit“ erklärt Hoffmann. Für einen guten Start in die Ausbildung werden Tandem-Teams zusammengestellt, damit die Neuen immer eine:n Ansprechpartner:in haben. „Es kommt vor, dass die jungen Azubis sagen, sie haben verstanden, was aber dann nicht stimmt. Das ist der falsche Weg. Wir legen deswegen großen Wert darauf, Vertrauen aufzubauen, damit die Azubis keine Angst haben und sich trauen, ehrlich zu sein, Fragen zu stellen und auch mal Fehler einzugestehen.“

Sadeq lebt bei einer Pflegefamilie in Gladenbach. Er flüchtete als unbegleiteter Minderjähriger aus Afghanistan nach Deutschland. In der Familie hat er von Anfang an deutsch gesprochen. Die Pflegeeltern unterstützten ihn bei Schule und Bewerbung. „Ich habe Fußball im Verein gespielt und andere Azubis von WESO kennengelernt,“ erzählt er. Die Aktionen von WESO im Vorfeld der Ausbildung und besonders der Kennenlernnachmittag, wo er die Bekannten aus dem Fußball wiedertraf, haben ihm geholfen, sich gut zu fühlen und sich auf das Neue einzulassen. Die praktische Arbeit fällt ihm leicht. Jetzt steht die Zwischenprüfung an. „Die Berufsschule ist schwer aber, wenn ich Fragen habe, weiß ich wo ich Hilfe bekomme“, sagt Sadeq.

„Uns ist nicht wichtig, woher jemand kommt. Wir wollen jungen Menschen eine Ausbildung und eine Perspektive bieten. Besonders bei Menschen mit Fluchthintergrund wollen wir einen Beitrag leisten“, so Hoffmann. Der Ausbilder engagiert sich auch nebenberuflich als Dozent bei einem Bildungsträger.

„Onboarding ist ein zentrales Thema für Unternehmen geworden, die auf eine nachhaltige Integration in den Betrieb setzen“, sagt auch Tina Martinson, Koordinatorin von BLEIB in Hessen II. „Wir unterstützen Unternehmen, die sich aufmachen, Neues in der Personalsuche und im Einstellungsprozess auszuprobieren, um so Menschen mit Fluchthintergrund eine langfristige Perspektive zu geben.“ Flucht & Onboarding wird bei BLEIB in Hessen II als Workshop für Unternehmen angeboten. Der nächste Workshop startet im Herbst 2022.